
Du bist das, was immer ist
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„Du bist das, was immer ist, was nicht kommt oder geht, sondern als eine wahrnehmende Präsenz stets gegenwärtig ist.“ Diese recht allgemein formulierte und in nondualistischen, spirituellen Lehren gängige Definition soll uns im Folgenden anhand des Ausschlussverfahrens dabei behilflich sein, herauszufinden, was wir demnach nicht sein können. Zum besseren Verständnis werden wir diese Definition noch etwas vereinfachen, indem wir sagen, „dass wir im Grunde nichts sein können, was in unserem Wahrnehmungsfeld in Erscheinung tritt und wieder verschwindet.“
So steigen wir auch gleich ein und fangen mit dem an, mit dem sich die meisten Menschen noch am intensivsten identifizieren: ihrem physischen Körper. Stellen wir uns hierzu die Frage: „Ist unser Körper etwas, das in unserem Bewusstseinsfeld in Erscheinung tritt und wieder verschwindet?“ Die Antwort klingt zunächst etwas ungewöhnlich, aber ja, unser Körper erscheint und verschwindet jeden Tag, nämlich immer wenn wir Aufwachen und ein paar Stunden später wieder in den Schlaf gehen. Nach dem physischen Tod erscheint er gar nicht mehr. Somit können wir nach unserer Leitdefinition jedenfalls nicht unser Körper sein. Er erscheint zwar in unserem Bewusstsein und ist somit auch Teil unseres Bewusstseins, aber wir können nicht unsere Körper sein, weil diese zwischen den kleinen Zyklen des Wachens und Schlafens, sowie bei den großen Zyklen des Werdens und Sterbens laufend kommen und gehen. D.h.: das, was wir als Physis erleben, erleben wir in unserem Bewusstsein und entspringt auch aus unserem Bewusstsein, welches stets gegenwärtig ist.
Eine weitere Lieblingsidentifikation des „unerwachten“ Menschen, ist die mit seinem Denken. Schon der französische Philosoph Renè Descàrtes war sich im 17. Jhd. vollkommen sicher: „Ich denke also bin ich“, und erlangte mit dieser Aussage nicht nur eine bis heute andauernde Weltberühmtheit, sondern ebnete damit auch das Fundament des Materialismus, in welchem wir heute noch leben. Tatsächlich aber saß Descàrtes damit einem grundlegenden Irrtum auf, da er das Denken mit dem eigentlichen Sein verwechselte. Denn erstaunlicher Weise sind wir auch noch als ein wahrnehmendes Ich präsent, wenn wir nicht denken. Somit können wir auch nicht allein das Denken sein. Es erscheint zwar andauernd in unserem Bewusstsein und ist damit auch Teil unseres Bewusstseins, aber wir können es alleine nicht sein, weil es kommt und geht, während unser alles stets registrierende Ich immer ist.
Und wie sieht es mit unseren Emotionen und Gefühlen aus? Kann es sein, dass wir nach eingangs erwähnter Definition zumindest diese sein könnten? Gefühle sind eine Mixtur aus Basisemotionen, wie zum Beispiel Angst, Schuld und Scham, und kommen unserem eigentlichen elektromagnetischen Wesen schon sehr viel näher. Aber auch Emotionen und Gefühle sind letztlich energetische Formen, die sich, je nach Identifikationsgrad, mehr oder weniger lange in unserem Bewusstsein halten, sich permanent verändern und dann auch wieder verschwinden, somit können wir auch nicht allein die Gefühle sein. Sie erscheinen zwar in unserem Bewusstseinsfeld und bestehen aus kontrahierter, elektromagnetischer Bewusstseinsenergie, aber wir können nicht unsere Emotionen und Gefühle sein, weil sie kommen und gehen.
Und was hat es mit den körperlichen Sinneseindrücken und Empfindungen auf sich? Unser Verstand neigt zwar sehr dazu, sie zusammen mit Gedanken und Gefühlen zu einer rein persönlichen Erfahrung zu vermischen und sich so zu eigen zu machen, aber da sie uns allesamt einfach passieren, d.h. ohne willentlichem Zutun in unserem Wahrnehmungsfeld in Erscheinung treten, sich verändern und auch wieder verschwinden, können wir sie nach unserer Leitdefinition auch nicht sein.
So kann man schon mal bis zum hierher vollzogenen Ausschlussverfahren abkürzend verallgemeinern, dass nach Abzug aller wahrnehmbaren, innerlich energetischen bis hin zu grobstofflichen Objekten, die tagtäglich in unserem Bewusstseinsfeld erscheinen und wieder vergehen, im Grunde nur wir als ein rein wahrnehmendes Feld von Bewusstsein, welches um sich selbst als das „erfahrende Ich“ weiß, übrigbleiben.
Es gibt sonst keine andere Konstante in unserer Erfahrung, außer das Wissen um sich selbst als ein permanent wahrnehmendes Bewusstsein namens „Ich“.
So können wir auch sagen, dass im Strom der Erfahrung „reines Selbstwissen“ oder „reines Erfahren“ das Einzige ist, was uns kontinuierlich bleibt. Alles andere, was darin erfahren, erkannt und gewusst wird, kommt und vergeht auch wieder, während wir als ein stets gegenwärtiger Wahrnehmungsraum allem das Erscheinen in unserem Feld überhaupt erst ermöglichen!
Und woher wir wissen, dass wir das ewig zeitlose Element einer jeden Erfahrung sind? Na, weil wir seit jeher mehr oder weniger wissentlich wahrnehmen, so wie jetzt auch! Kannst Du Dich jemals an einen Zeitpunkt in Deinem Leben erinnern, in welchem Du Dich nicht wahrnehmend erlebt hättest? Bewusstlosigkeit und Tiefschlaf gelten nicht als Antwort, da sich Dein Verstand daran kaum bis gar nicht erinnern kann. Und diejenigen, die es können, wissen, dass sie dort als ein absolut glückseliges Feld von Bewusstsein präsent waren und es auch jede Nacht sind. Guter Schlaf zeichnet sich im Übrigen durch eine entsprechend lange Zeit im erholsamen Tiefschlaf aus.
Der Grund, dass sich die meisten an den Tiefschlafzustand nicht erinnern können, liegt daran, dass darin – bis auf die feine Ausstrahlung des eigenen Seins – keine anderen Objekte vorhanden sind. Mit einem sehr luziden und feinfühligen Verstand kann man dort höchstens die vom eigenen Selbst ausgestrahlte Präsenz registrieren, so wie es auch bei geschlossenen Augen in Meditation der Fall ist, sonst nichts. Daher hat man auch keine großartig erinnerbaren Eindrücke darüber und auch kein Zeitempfinden über die Länge der Dauer, die im reinen Sein verbracht wurde, da dort keine Zeit existiert.
Da nach unsriger bisherigen Ergründung Bewusstsein alles ist, was bleibt, wenn alles andere an Objekten verschwunden ist, so kann auch nur es, das Bewusstsein, als die alleinige, intelligente Quelle für alle Erscheinungen in Frage kommen, nicht wahr?
Vielleicht trägt an dieser Stelle das Ozean-Strudel-Gleichnis zum besseren Verständnis und zur Vertiefung bei:
Man kann hierbei den Ozean im Zustand absoluter Ruhe vergleichen mit dem weit offenen, homogenen und maximal ausgedehnten Bewusstseinsfeld, so wie es auch im Tiefschlaf oder in Meditation der Fall ist.
Jetzt entsteht plötzlich durch den Willen des Ozeans einen andauernder Wellengang, der das Wasser um sich herum verwirbelt und so allmählich einen Strudel erzeugt. Dieses Phänomen ist so faszinierend für den Ozean, dass er sich vollkommen damit identifiziert, was für ihn auch leicht geht, weil dieser Strudel ja aus seiner eigenen Substanz besteht.
Aus der abgekoppelten Sicht des restlichen, vollkommen ruhigen Teil des Ozeans sieht es nun so aus, als hätte dieser Strudel ein Eigenleben entwickelt. Der Strudel selbst hingegen fühlt sich in seiner fortlaufenden Selbstkontraktion immer mehr als ein separates Phänomen im Vergleich zum Rest des Ozeans. Im übertragenen Sinn führt auf die gleiche Weise die Selbstkontraktion von Bewusstseinsenergie, die im gesamten Raum vorhanden ist, zu dem Gefühl, man wäre ein separates, elektromagnetisches Energieknäuel, welches getrennt ist vom restlichen Raumbewusstsein, was allerdings nicht der Wirklichkeit entspricht, denn alles besteht letztlich aus Bewusstsein und befindet sich im Bewusstsein, so wie der Wasserstrudel auch immer noch aus Ozeanwasser besteht und sich im Ozean befindet.
An dieser Stelle möchte ich das Erklärungsmodell der Selbstkontraktion in dieser Metapher noch etwas detaillierter erläutern: Sonach erzeugt der universelle Geist als Verstand unseres wahren Selbstes mit seinem Willen und seiner Vorstellungskraft elektromagnetische Verwirbelungen und Felder im Äther unseres Erfahrungskosmos, in denen fein- bis grobstoffliche Objekte in Erscheinung treten können. Damit hat eine jede Erscheinung als ein energetisches bis hin zu einem festen Objekt keine eigene Substanz oder Kontinuität jenseits des universellen Bewusstseins.
Jedoch sind alle Objekte als Erscheinung begrenzt. So sind auch unser Körper, Gedanken und Gefühle begrenzte Erscheinungen in unserem unbegrenzten Feld der Wahrnehmung, in unserem unendlichen Erfahrungskosmos, woraus unsere selbstbildlose und ur-eigene Ich-Identität hervorgeht. Wenn wir uns allerdings ausschließlich mit Körper und Verstand identifizieren, reduzieren wir unser unendliches ICH. Das lässt uns unwissend, persönlich und begrenzt werden. Aus dem Blickwinkel der Unwissenheit scheint das unendliche Bewusstsein mittels Identifikation die Begrenztheit vom Körper und dem darin fühlenden und denkenden Verstand anzunehmen.
Aber aus dem Blickwinkel der Selbstwissenheit und des daraus resultierenden Verstehens sind unser wahrer Körper und unser wahrer Geist das unpersönliche, formlose und alles durchdringende Bewusstsein selbst. Vor und nach einer jeden Erfahrung wissen wir als Bewusstsein um uns selbst als uns selbst. Dieses präsente, nicht abstrakte, sondern offensichtliche Wissen über sich selbst als ein wahrnehmendes Feld von ICH ist auf der Informationsebene dimensionslos, farblos, transparent und scheint kontinuierlich selbststrahlend in alle erfahrbaren Dimensionen hinein.
Was auch immer nach dem Verschwinden aller Objekte im Tiefschlaf oder nach dem Tod übrig bleibt, es besitzt kein Abbild von sich selbst und hat generell keine objektiven Eigenschaften mehr, außer das stets präsente Wissen von „ICH EXISTIERE“. Als solch existierendes ICH weiß ich nicht, was ich bin, aber ich weiß, das ICH BIN. Und in diesem Wissen liegt der zeitlose, göttliche Frieden, nach dem wir uns alle sehnen – und das war’s dann auch schon!
Ein großes Hindernis vieler spiritueller Sucher ist dabei nicht nur deren Zweifel daran, wie einfach in Wirklichkeit diese Selbstwissenheit realisiert werden kann, sondern auch der unerfüllbare Wunsch, diese Selbstwissenheit als ein Objekt, oder als ein spezielles Ereignis erfahren zu wollen. Das wiederum verhindert, dass sie wissentlich einfach im reinen Erfahren bzw. im Wissen um sich selbst als ein alles registrierendes Bewusstsein verweilen, welches als absolut friedvolles und voll funktionsfähiges Feld reiner Wahrnehmung bereits da ist, immer schon da war und auch unverändert immer da sein wird, selbst nach Ablegung des physischen Körpers.
Und es ist auch dieser Wunsch, unser form- u. zeitloses Bewusstsein zu einem begreifbaren Objekt zu machen, der zur generellen, inneren Unruhe führt, welche wiederum die Erfahrung von „reiner Selbstwissenheit“, die um sich als das eine erfahrende ICH weiß, zu verschleiern scheint.
Dennoch weiß Bewusstsein tatsächlich und immer noch um sich selbst. Es kann gar nicht nicht um sich selbst wissen, denn Wissen und Erfahren sind seine grundlegendste Natur. Der Wunsch aber, Bewusstsein als ein Objekt erfahren oder im Rahmen einer besonderen Situation erkennen zu wollen, entspringt der Vorstellung, dass unser Bewusstsein noch nicht vollkommen gegenwärtig sei, dass da noch etwas fehlt oder erreicht werden müsste, um Ganzheit, oder genauer: um das, was wir bereits jenseits von Körper und Verstand sind, in Erfahrung bringen zu können.
Und diese Vorstellung wird auf der Körper-Verstand-Ebene durch ein tiefes Gefühl von Mangel genährt und auch begründet – ein Gefühl, das besagt: „Ich bin noch nicht vollkommen, ganz und gegenwärtig. Ich brauche noch etwas. Ich muss noch was werden und erreichen, um vollkommen, ganz und gegenwärtig sein zu können!“ Und jedes Mal, wenn dieses Gefühl durch Erreichen eines Ziels, durch Erlangen eines Objektes oder durch Befriedigung eines Bedürfnisses in den Hintergrund rückt, erblickt sich unser immer gegenwärtiges Bewusstsein kurzzeitig selbst und dies wird dann als ein Moment des Glücks, der Erleichterung und der Freude erfahren.
Genau genommen ist es gar kein kurzer Moment, sondern vielmehr ein Einblick in den ewig gegenwärtigen Augenblick, der ununterbrochen verschiedene Formen annimmt, so die Illusion von Zeit erschafft und dabei völlig grundlos eine subtile Glückseligkeit ausstrahlt, solange er nicht durch unbewusste Identifikation mit der ständig denkenden und zeitverstrickten Person verschleiert wird. Die so erfahrene Glückseligkeit wird somit nicht durch das Erlangen eines Objekts, durch das Erreichen eines Ziels oder durch Befriedigung eines Bedürfnisses verursacht, sondern durch die Aufhebung des latent vorhandenen Mangelgefühls, welches so unserem Grundzustand der subtilen Glückseligkeit weicht und dieser erlaubt, sich uns in Form von Wohlbefinden und Lebensfreude zu zeigen.
Unser Bewusstsein löst sich dabei kurzfristig aus der Identifikation permanenter, kontrahierter, niederfrequenter Gefühle und dehnt sich daraufhin fühlbar aus und wird leichter. Alle persönlichen Probleme weichen mit der Ausdehnung in derselben Sekunde in den Hintergrund und verlieren an Wichtigkeit.
Der Wunsch allerdings, Bewusstsein als ein Objekt oder in einer ganz besonderen, spirituellen Situation erfahren zu wollen, hindert uns daran, wissentlich als glückseliges und bereits vollkommenes Bewusstsein zu verweilen.Diesen Wunsch loszulassen, erfordert allerdings mehr als nur das Verstehen, dass Bewusstsein formlos und damit kein Objekt ist. Dieses Loslassen bedarf einer tiefen Einsicht und Sensibilität für die tiefsitzende Überzeugung, dass wir, um ganz und glückselig sein zu können, etwas bräuchten, was nicht da ist, wie auch die für unangenehme Gefühle des Mangels und der Angst und dafür, wie wir ihnen durch Denken und andere Arten der Ablenkung laufend entfliehen.
Im Zuge weiterer spiritueller Vertiefung kommt dann der Punkt, wo man klar zu verstehen beginnt, dass die Modulation von Gefühlen durch Selbstkontraktion der eigenen Bewusstseinsenergie bisher eines der wichtigsten Tools für unser universelles Bewusstsein war und nach wie vor ist, um das Vorhandensein eines separaten Selbstes, eines Egos, welches sich als ein stark komprimiertes Energieknäuel getrennt von der Umwelt und von Gott fühlt und wahrnimmt, simulieren und so auch die Rolle eines sich seiner wahren Quelle unbewussten Menschen spielen zu können, bis zu dem Punkt, wo das Bewusstsein sich seiner selbst bewusst wird und im Menschen erwacht, um so zu einem bewussten Schöpfer auf Erden zu werden. Was jetzt auch im kollektiven Menschheitsbewusstsein geschieht!
Den Beginn dieses geistigen Aufwachprozesses erleben wir schon seit geraumer Zeit. Und auch in seiner derzeitigen Zuspitzung ist er in Wirklichkeit ein sehr heilvoller Prozess, auch wenn es aktuell überhaupt nicht danach aussehen mag, weil Negativität nunmal mehr ins Auge sticht als alles Positive, welches sich jedoch nach dem Yin-Yang-Prinzip im Vergleich damit nahezu unbemerkt im selben Ausmaß in Verwirklichung bringt. Allerdings wäre die Erfahrung als ein separates Selbst ohne Trennung und Negativität und so die Erfahrung eines individuellen Egos niemals möglich gewesen, um das hier an dieser Stelle nochmal deutlich hervorzuheben!
Durch Selbstkontraktion erzeugte, niederfrequente Gefühle schaffen sozusagen das energetische Korsett eines scheinbar getrennten Individuums und die Identifikation mit Gedanken, die durch Interpretation, Bewertung und vor allem durch Ablehnung laufend neue Emotionen und Gefühle in uns generieren, halten unser Bewusstsein darin gefangen, um die Erfahrung eines menschlichen Egos machen zu können.
Sonach kann das menschliche Ego bzw. die Person getrennt von der Quelle niemals dauerhaft glücklich sein, weil Trennung und Negativität seine Basis sind! Dies war und ist kein Fehler in der Schöpfungsgeschichte, sondern war ein notwendiges Stadium in der Entwicklung des menschlichen Bewusstseins, welches zur Selbstrealisation in einem polaren Erfahrungskosmos der Gegensätze hin zur ganzheitlichen Sicht der Dinge durchlaufen werden musste, um so das höhere Gute, jenseits von Gut und Böse, und damit auch seine wahre Natur wieder zu entdecken. Mehr möchte ich an dieser Stelle gar nicht dazu sagen, außer, dass Du all dies noch für Dich selbst in Erfahrung bringen und dabei auch feststellen wirst, dass alles gut ist, wie es ist.
Wir nähern uns jetzt lediglich dem Ende des egoistischen Materialismus zu. Und dieses Ende facht alle egoistischen, persönlichen Ängste nochmal massiv an, um von unserem Bewusstsein ein für allemal als Illusion durchschaut werden zu können.
Sobald wir erkennen, dass der gekrümmte Stock am Weg keine Schlange ist, weil wir bereit und mutig genug waren, näher hinzugehen, um ihn genauer unter Lupe zu nehmen, dann wird in derselben Sekunde, wo wir erkennen, dass der Stock tatsächlich keine Schlange ist, alle Angst von uns abfallen und wir werden unseren eigentlichen Weg fortsetzen können.
Wenn wir also im übertragenen Sinn erkennen, dass Gefühle und Gedanken primär dazu dienen, ein Phantomselbst in uns aufrechtzuerhalten, welches in Wirklichkeit gar nicht existiert, dann werden wir damit aufhören, ihnen durch permanente Identifikation weiterhin unsere ganze Aufmerksamkeit zur Verfügung zu stellen und uns stattdessen – im wahrsten Sinne des Wortes – wieder „um’s Wesentliche“ kümmern, sowie ohne Angst und Sorgen unseren wahren, spirituellen Weg fortsetzen, der nun für uns alle ansteht.
Wenn wir all dies hier Beschriebene einmal klar eingesehen und verstanden haben, dann brauchen wir auch kein Objekt oder ein bestimmtes Ziel mehr erlangen, um das Gefühl von Mangel, Trennung und in weiterer Folge jenes von Angst aufzulösen.
Wir gehen dann direkt zu diesen Gefühlen und stellen uns ihnen so, wie sie sind, so wie wir uns auch den schlangenähnlichen Stock am Weg anschauen würden, um zu erkennen, dass der verängstigende Eindruck bloß ein Trugschluss des begrenzten Verstandes war. Impulsen, vor negativen oder unangenehmen Gefühlen durch Denken, Wünschen oder Handeln zu entfliehen, wird schlicht nicht mehr gefolgt. Die Illusion eines separaten Selbstes beginnt damit zu bröckeln und weicht unserer wahren Natur friedvoller Glückseligkeit.
Ein neuer Erfahrungskosmos entsteht, in welchem wir immer noch unsere Rollen spielen können, nur wir sind nicht mehr vollkommen abhängig davon, was im Rahmen des persönlich erlebten Theaters geschieht, oder nicht geschieht.
So entwickeln wir aus Erfahrung und Wissen heraus auch den Mut, uns praktisch allen vom Verstand bisher als „negativ“ deklarierten Gefühlen, um die wir aus Angst davor schon seit Lebzeiten einen selbsthypnotisierenden Verdrängungstanz vollführen, endlich zu stellen. Wir haben dann den Mut, nicht mehr wie sonst zu versuchen, etwas dagegen zu unternehmen oder davor zu flüchten, sondern wir schauen sie uns widerstandsfrei an.
Wir erlauben diesen Gefühlen von Mangel, Trennung und Angst völlig in unserem Wahrnehmungsraum präsent zu sein, wohlwissend und simultan erfahrend, dass ihre Präsenz unsere Fähigkeit, sie fühlend wahrzunehmen und darüber Bescheid zu wissen, in keinster Weise irgendwie beeinträchtigt wird.
Und das ist wirklich nicht schwierig für uns, weil wir als Bewusstsein – als ein formloser und neutraler Raum der Wahrnehmung namens „ICH“ – bereits das Zulassen und Annehmen aller Gefühle, Gedanken und Objekte sind, wir können gar nicht anders – neutrale friedvolle Wahrnehmung ist unsere laufend stattfindende Grundfunktion!
Genauso wenig, wie die Sonne nicht nur einer bestimmten Gruppe von Menschen ihr Licht spenden kann, sondern über alle ihre Strahlen verteilt, so strahlt auch unser Bewusstsein alles wahrnehmend in den Raum hinein – ob es dem Verstand einer Person ins Programm passt oder nicht, ändert nichts an der Tatsache, dass es dennoch passiert.
Wobei unser Wahrnehmungsraum von dem, was in ihm passiert, völlig unberührt bleibt. D.h., was auch immer wir schon an Höhen und Tiefen erlebt haben mögen, unser Feld von Bewusstsein fühlt sich immer gleich an. Es ist dahingehend vollkommen unantastbar und unverwüstlich – eine weitere, sehr befreiende Erkenntnis, die auch bald zu Deiner direkten Erfahrung werden wird, wenn Du es nicht schon so erleben solltest!
Falls nicht, so erlaube als ein noch mit Körper und Verstand restidentifiziertes Bewusstsein künftig, Deinem neutralen, unverletzlichen, intelligenten Raum der Wahrnehmung, dem reinen Wissen Deiner stillen, universellen Intelligenz selbst, sich um alles zu kümmern. Lege all Deine negativen Gefühle, Sorgen und Ängste in den Schoß der inneren, stillen Leere und siehe, was geschieht!
Das klare Sehen aller Gefühle wird Dir zeigen, dass sie tatsächlich nichts anderes als durch Selbstkontraktion erzeugter, neutraler, energetischer Niederschlag in Deinem Körper sind, die, wenn man ihnen mittels bereitwilliger Beobachtung jedwede Form von Identifikation entzieht, keine innewohnende Macht mehr besitzen, weiteres Denken, Erwartungen oder Fürchten hervorzurufen – geschweige denn, Gefühle von Mangel, Trennung oder Angst.
Bezeichnungen wie „Mangel“, „Trennung“ und „Angst“, aber auch solche wie „Depression“, „Ärger“, „Panik“ oder „Hass“, sind Untertitel zu den unterschiedlich intensiv erlebten Körperempfindungen, die sie genau zu dem werden lassen, wofür sie stehen.
Lässt man diese Untertitel weg und geht man direkt in das Fühlen solcher Empfindungen, dann sind es lediglich mehr oder weniger starke und sich laufend verändernde Energiekontraktionen im Körper, die in Wirklichkeit jedoch völlig neutral und aus unserer eigenen Energie geschaffen sind. Nur die Interpretation durch den Verstand lässt sie zu dem werden wovon er glaubt, dass sie es sein sollten, um hierüber (wie wir bereits wissen) sein separates Scheindasein zu sichern.
Und je mehr Du klar zu sehen beginnst, dass ein wie auch immer geartetes Gefühl lediglich ein durch Gedanken ausgelöster, energetischer Niederschlag in Deinem Körper ist, umso leichter wird es Dir auch fallen, generell damit aufzuhören, Gefühlen die Macht zuzuschreiben, Deine wahre, neutrale und grundsätzlich friedvolle Realität zu verschleiern. Du hörst dann auf, scheinbar unangenehmen Gefühlen die Macht zu geben, Unglücklichsein und damit auch das verbundene, automatische Suchen nach sofortiger Ablenkung und Kompensation in Dir hervorzurufen.
Sobald wir aufhören, Körperempfindungen gedanklich mit Gefühlsbezeichnungen zu überschreiben, mit denen sie in Wirklichkeit nur an der Oberfläche einer Person zu tun haben, sind diese auch kein Hort des Unwohlseins und der Verwirrtheit mehr. Stattdessen transformieren sie sich in Richtung „Neutralität“ und offenbaren sich uns plötzlich als ein herrliches Schauspiel kreativer Energien, die in der Leere unseres lebendigen Wahrnehmungsraumes tanzen und uns deren Fülle in dem sich stets verändernden, ewigen Augenblick aufzeigen. Süchte, die zuvor nur dazu gedient haben, das bodenlose Loch der inneren Leere eines gedanklichen Phantomselbstes zu füllen, verschwinden dann nahezu von selbst, zusammen mit der Illusion einer Person, von der wir bisher dachten, wir wären ausschließlich diese.
Wünsche und Erwartungen entstehen natürlich auch weiterhin. Aber deren Zweck besteht nicht mehr ausschließlich darin, unangenehme Gefühle zu vermeiden und nach Lust zu streben, sondern vielmehr darin, die neuentdeckte Glückseligkeit (hinter dem illusionären Gefühlsschleier) unmittelbar zum Ausdruck zu bringen, sie zu teilen und sie auch zu feiern!